xxx Nehmen statt Kaufen Was ist Freie Software? In diesem Beitrag ist weder von Shareware noch von Raubkopien die Rede, sondern es geht um Freie Software. Entscheidend für Freie Software ist nicht, dass sie nahezu kostenlos ist. Entscheidend ist vielmehr, dass Freie Software mit bestimmten Freiheitsrechten für die BenutzerIn verbunden ist. Neben dem Recht zur Benutzung der Software, räumt Freie Software auch das Recht ein, die Quellen des Programms zu studieren, Anpassungen an ihnen vorzunehmen und die originale oder veränderte Versionen weiterzugeben. Zur Entstehungsgeschichte Freier
Software In dieser Situation trat 1992 Linus Torvalds auf den Plan. Er suchte im Internet Leute, die wie er Lust hätten, einen Kernel zu entwickeln. In rasanter Geschwindigkeit fanden sich weltweit zahlreiche ProgrammiererInnen und in atemberaubendem Tempo entstand das, was heute als Linux bekannt ist. Da die damals bereits vorhandene Gnu-Software diese Entwicklung erst möglich machte und auch eine heutige Linux-Distribution zum größten Teil aus Gnu-Software besteht, sollte genauer von Gnu/Linux gesprochen werden. Lizenz zum Kopieren Das einzige was die GPL verbietet, ist die Reprivatisierung von Software, die unter der GPL steht: Wird GPL-Software weitergegeben, dann müssen den EmpfängerInnen die Quellen genauso verfügbar gemacht werden, wie sie der GeberIn zur Verfügung stehen. Die Eigenschaft der Freiheit eines Produkts, das unter der GPL steht, vererbt sich also quasi auf Folgeprodukte. Neben der GPL hat sich auch eine Fülle von weiteren Lizenzmodellen für Software gebildet. Diese lassen teilweise sogar die Reprivatisierung von Software zu, indem die GeberIn nicht verpflichtet wird, bei Weitergabe der Software die Quellen mitzuliefern. In diesem Fall kann dann von Open Source-Software gesprochen werden. Freie Software im engeren Sinne ist solche, die unter der GPL steht und damit den BenutzerInnen die weitestgehendsten Freiheitsrechte1 einräumt. Die Freie-Software-Community Einige aus dieser Community entwickeln in einem permanenten Prozess die vorhandene Freie Software weiter und erstellen neue. Die so entstehende Software ist in der Regel von überragender Qualität, die nur von wenigen kommerziellen Produkten erreicht wird. Insbesondere die verbreiteten Microsoft-Produkte können bei der Qualität auf allen Ebenen nicht im entferntesten mithalten. Neben dem konkreten Nutzen, den Freie Software allen BenutzerInnen bietet, ist in der Community aber auch deutlich eine Begeisterung für die Idee der Freien Software als solche zu spüren. Viele sind einfach fasziniert von dem Gedanken, selbst bei der Programmierung von Software Spaß zu haben und gleichzeitig damit der ganzen Welt etwas Gutes tun zu können. Einige Projekte Gnu/Linux und Apache Andere Freie Projekte zur Produktion
von Informationsgütern
Freie Projekte mit dem Ziel
materieller Produkte Mehrere Projekte befassen sich mit dem Entwurf elektronischer Elemente auf den verschiedensten Ebenen. Von Strukturen auf Chips (Free IP project7) über elektronische Chips selbst (OPENCORE.ORG8) bis hin zu einer Freien CPU (Freedom CPU9) und elektronischen Schaltungen (OpenCollector10) wird mittlerweile eine große Palette elektronischer Bauelemente abgedeckt. Das ambitionierteste Projekt ist derzeit wohl das OSCar-Projekt11 bei dem ein Freies Auto entworfen wird. Momentan arbeiten diese Projekte noch auf der Basis, dass die erstellten Konstruktionsunterlagen, die unter GPL-ähnlichen Lizenzen stehen und damit von jedem Menschen gelesen, benutzt und verändert werden können, von einer kommerziellen Firma für die Produktion benutzt werden. Die so entstehenden Produkte haben einen niedrigeren Preis als kommerziell entwickelte, da der Entwicklungsaufwand von der Herstellerfirma nicht bezahlt werden muss und sich dementsprechend nicht in den Preisen niederschlägt. Mit dem Trend hin zu Freien materiellen Produkten ist prinzipiell vorstellbar, dass nach und nach die gesamte Warenwelt durch Freie Güter ersetzt wird. Freie Software als Wirtschaftsform Weder Lohnarbeit noch Subsistenz Gleichzeitig strengen sich Freie ProduzentInnen nicht nur für sich selbst an. Zwar spielt der konkrete Nutzen für die je persönlichen Bedürfnisse oft eine Rolle bei der Entwicklung eines Freien Produkts, doch viele Freie ProduzentInnen arbeiten zusammen mit anderen Interessierten in ihre Produkte auch unentwegt Änderungen und Erweiterungen ein, die vorwiegend anderen NutzerInnen des Produkts nützlich sind. Damit hebt sich diese Form des Wirtschaftens von allen subsistenzbasierten Wirtschaftsformen ab, in denen nur für die Bedürfnisse der je eigenen Person und/oder Gruppe gearbeitet wird. Weder Tauschen noch Schenken Andererseits kann auch nicht von Geschenken im engeren Sinne gesprochen werden, da Freie Software im Allgemeinen nicht für bestimmte andere Personen geschrieben wird. Höchstens von einem Geschenk an die Menschheit könnte gesprochen werden. Die Rolle digitaler Kopien und des
Internets Das Internet, das als riesige Fernkopiereinrichtung verstanden werden kann, überschreitet die Beschränktheit des lokalen Computers und ermöglicht eine weltweite Vernetzung. Das Internet bringt in historisch neuer Qualität weltweit verstreute Menschen zusammen, die am gleichen Thema interessiert sind. Freie Software ist ein Beispiel dafür, wie fruchtbar diese globale Vernetzung sein kann. Individuelle Selbstentfaltung als
Motor Die Gründe, die zu Freier Software führen, lassen sich als Wunsch nach Selbstentfaltung zusammenfassen und diese Selbstentfaltung ist individuell höchst unterschiedlich. AutorInnen Freier Software, die in der Regel aus anderen Quellen materiell abgesichert sind, brauchen aufgrund dieser verwirklichten Selbstentfaltung keine äußere Motivation für ihr Tun, sondern die Tätigkeit ist sich selbst genug. Einfach nehmen Gelingt es, diese Aspekte, die heute in der Freien Software schon weit entwickelt sind, auf die Produktion zunächst weiterer Informationsgüter und dann auf die materielle Produktion auszudehnen, dann hat diese neue Wirtschaftsform das Potenzial den Kapitalismus mit seiner über Tausch, Arbeit und Geld vermittelten Zwangslogik abzulösen. Erste Tendenzen, die die Prinzipien der Entwicklung Freier Software auf andere Güter übertragen, sind schon vielfältig sichtbar und bei dem momentanen Entwicklungstempo könnten die Umbrüche schneller gehen, als wir uns heute vorstellen können.
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Email:
Stefan Merten |
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WEITERFÜHRENDE
LINKS: Adressen der vorgestellten Internet-Projekte 1 GPL: www.gnu.org/philosophy/categories.html 2 OpenTheory-Projekt: www.opentheory.org/ 3 Nupedia: www.nupedia.com/ 4 Encyclopaedia Aperta: www.opentheory.org/proj/enzyklopaedie 5 Projekt GNUsic: www.gnusic.net 6 MP3-Verbund: www.mp3eu.net/ 7 Free IP project: www.free-ip.com 8 Open cores: www.opencores.org 9 Freedom CPU: http://f-cpu.tux.org/ 10 Open collector: http://opencollector.org 11 OSCar-Projekt: www.theoscarproject.org/) |
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